Donnerstag, 18. April 2013

Artischocken - die leckeren Disteln




Für dieses Bild habe ich mir zwei Stachel tief
in die Hand gerammt ;-)
Im März und April, bis Anfang Mai ist auf Kreta die Hauptsaison für Artischocken. Es gibt zwei verschiedene Sorten hier: die eine hat lange Stacheln und die andere ist ohne diese hinterhältigen Dinger. Alle meine kretischen Bekannten bevorzugen die stachelige, da sie mehr Geschmack haben soll. Es gibt die beiden Sorten jeweils in klein und in groß. Hier auf Kreta werden beide Sorten angebaut. Außerdem gibt es auch wilde Artischocken, die jedoch nur noch wenig genutzt werden, da sie sehr bitter sind.

Die Artischocke ist eine Distel und gehört zur Familie der Korbblütler. Bereits an den Wänden der ägyptischen Pharaonengräber finden sich Zeichnungen der Pflanze. Vom Land am Nil aus ist sie dann nach Südeuropa gekommen. Von Ptolemäus gibt es eine Aufzeichnung, in der er beschreibt, dass vor allem Soldaten auf den Feldzügen die wilde Artischocke als Gemüse nutzten.  Da sie jedoch sehr bitter war, wurden sie vor der eigentlichen Zubereitung zuerst in Salzwasser eingelegt.
Im 18. Jahrhundert galt in Europa der Genuss der damals teuren Artischocke als Privileg des Adels.


Artischocken sind reich an Vitaminen - Vitamin C, Vitamin E, Betakarotin und verschiedene B-Vitamine. Sie enthalten viele wichtige Mineralien und Spurenelementen. Die Disteln sind reich an Kalium, der im Körper für den Flüssigkeitshaushalt und die Weiterleitung von elektrischen Impulsen an Nerven- und Muskelzellen eine wichtige Rolle spielt. Auch der Anteil an Calcium und Magnesium ist relativ hoch.

Calcium ist ein wichtiger Baustein unserer Knochen. Magnesium macht uns weniger anfällig gegen Stress und lässt uns nervliche Belastungen besser vertragen. Besonders hoch ist auch der Eisengehalt der Distelpflanze. Die Spurenelemente Kupfer und Mangan sind ebenfalls enthalten.

Der Bitterstoff der Artischocke ist das Cynarin. Dieser regt den Appetit an, fördert die Verdauung und unterstützt die Arbeit der Leber. Die Distel beschleunigt die Ausscheidung von Giftstoffen, weil sie die Bildung von Gallensaft beschleunigt und damit den Abtransport fördert. Außerdem kann sie mit ihren Inhaltsstoffen freie Radikale bekämpfen, die Zellbestandteile in unserem Körper schädigen und unter Umständen entarten lassen.
Auch die Stiele sind essbar.
Normalerweise ist unsere Leber ziemlich robust. Doch ungesunde Ernährungsgewohnheiten, Alkohol, bestimmte Medikamente und Umweltgifte machen ihr zu schaffen und können sie nachhaltig schädigen. Der häufige Genuss von Artischocken ist purer Balsam für die Leber.

Neuerdings wird immer häufiger von Forschern darauf hingewiesen, dass die Inhaltsstoffe der Artischocke und ihrer Blätter auch eine günstige Wirkung auf Arteriosklerose und die Blutfettwerte ausüben. Sie können einen zu hohen Cholesterinspiegel senken, tasten die normalen Werte offenbar nicht an. Artischocken entwässern und haben damit einen ausleitenden Effekt.

Die Artischocke ist nicht nur ein wichtiger Schutz für das Verdauungssystem, sondern auch eine Delikatesse. Jedenfalls so lange sie nicht so schön blüht wie auf dem Bild links! ;-)

Ich kannte früher nur die Zubereitungsform, dass man sie im Ganzen kocht und dann die Blätter abzupft, die Blattgründe "auszuselt" bis man zu den feinen Härchen kommt. Dazu gab es immer verschiedene Dips, zum Beispiel ist mein Lieblingsdip aus Joghurt, Tomate, Olivenöl und Estragon. Abschließend werden die Härchen entfernt und der freigelegte Blütenboden genossen. Diese Art der Zubereitung ist hier fast unbekannt.

Hier gibt es fast ausschließlich Gerichte bei denen nur der Blütenboden genutzt wird. Zum Beispiel: Eintopf mit Ei-Zitronen-Sauce, Artischockenkuchen, Artischocken mit Bohnen, mit Lamm, mit Schwein, mit Ziege oder mit Meeresfrüchten. Als Meze werden rohe junge Artischocken klein geschnitten zum Raki serviert.

Lamm mit Artischocken in Zitronen-Ei-Sauce
Zutaten:
1 kg Lammfleisch, 6 Artischocken, ½ Tasse Olivenöl, 1 gehackte Zwiebel, 1 Bund Dill, 2 Eier, 2 Zitronen, Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Das Lammfleisch in Stücke schneiden und in dem Olivenöl mit den Zwiebeln in einem Topf anbraten. Mit Pfeffer und Salz würzen. 2-3 Tassen Wasser zugeben und das Gericht bei schwacher Hitze ca. 1 Stunde kochen lassen.
Die Artischocken von harten Blätter entfernen, den Stiel abschneiden und die inneren Blätter stark kappen. Die sogenannten Haare mit einem Löffel entfernen. Die Artischocken mit einer halben Zitrone abreiben, damit sie nicht dunkel werden. Wenn das Fleisch gar ist, jedoch noch nicht weich genug werden sie zusammen mit dem kleingeschnittenen Dill in den Topf gegeben. Falls zuviel Wasser verdampft ist müsst ihr noch etwas dazu geben.

Wenn das Gericht fertig ist die Ei-Zitronensauce zubereiten. Die Eier verquirlen und mit dem Zitronensaft verrühren. Vorsichtig nach und nach 1-2 Löffel von der Brühe dazugeben. Danach die Sauce über das Gericht geben und verrühren.

Kali Orexi - Guten Appetit!

1 Kommentar:

  1. Liebe Frau Wagner,

    auf der Suche danach im Internet ob denn wohl auch die Stile der Artischocken essbar seien, kam als einziger brauchbarer link neben vielen Blätter,- und Herz,- Rezepten ihre schöne Kreta Seite- genauer war es wohl das Bild mit den Stilen und der Beschreibung darunter,dass diese essbar seien der mich zu ihrer Seite führte.

    Nur weiß ich nun noch immer nicht, wie man sie bereiten kann, ob man sie schälen muss und ob auch die salatartigen Blätter am Stil auch mit essbar sind.

    Ich bin einfach im Laden meiner Intuition gefolgt, den Stil dranlassen zu lassen.

    Und kann zwar etwas herumprobieren.

    Zugleich möchte ich sie aber bitten, mir zu schreiben, soweit sie ein gutes Artischocken Stil Rezept kennen und wissen, wie das traditionell gehandhabt wird mit der Zubereitung der Stile..

    Vielen Dank,

    Marion Langer

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